Eignungsprüfung für die TGI

Für die Ausbildung zum Besuchshund und Therpiebegleithund kommen auf die auszubildenden Hunde in der Praxis einige neue Herausforderungen zu. Zahlreiche Praxiselemente der Ausbildung finden zum Beispiel in der Gruppe und somit in Anwesenheit anderer Hunde statt, daher ist eine gute Sozialisierung mit anderen Hunden zwingend erforderlich.

Ebenso haben Besuchs- wie auch Therapiebegleithunde Kontakt zu zahlreichen und unterschiedlichen Menschen, wie zum Beispiel Kleinkinder, Erwachsene, alte Menschen, wie auch Menschen mit psychischen oder physischen Behinderungen. Auch im Kontakt und in der Arbeit mit dem Menschen soll der Hund eine gute Sozialisierbarkeit zeigen.

Im Eignungstest für die beiden Ausbildungen werden unter anderem die oben genannten Situationen abgeprüft, ebenso die Ausbildungsbereich Leinenführigkeit, Impuls- und Signalkontrolle, sowie das Verhalten bei Umweltreizen.

1 Kontrollierbarkeit des Hundes

1.1 Leinenführigkeit

Der angeleinte Hund soll folgende Aufgaben erfüllen können:

  •  Laufen an der lockeren Leine inkl. Richtungsänderungen
  •  Laufen an der lockeren Leine ohne ständige Korrektur über die Leine
  •  Laufen an der lockeren Leine ohne Locken durch Leckerchen oder Spielzeug

1.2 Distanzkontrolle (Warteposition und Abruf)

Der Hund wird an einem frei wählbaren Ort abgesetzt oder abgelegt und damit in eine Warteposition gebracht. Der Hundeführer entfernt sich dann von seinem Hund und lässt den Hund am besagten Ort für eine gewissen Zeit verweilen. Folgende Situationen werden dabei abgeprüft:

  •  Der Hundeführer nähert sich nach einer bestimmten Zeit seinem Hund, der nach wie vor auf den Hundeführer wartet.
  •  Der Hundeführer ruft seinen Hund zu sich. Der Hund soll ohne Zögern auf direktem Weg zu seinem Hundeführer laufen und sich dabei nicht ablenken lassen.
  •  Der Hund wird von einer fremden Person mit einem Spielzeug oder Futter abgelenkt. Der Hundeführer soll seinen Hund trotz dieser Ablenkung abrufen können und der Hund sollte auf direktem Weg zu seinem Hundeführer laufen.
  • Der Hund wird von einem fremden Hund abgelenkt. Der Hundeführer soll seinen Hund trotz dieser Ablenkung abrufen können und der Hund sollte auf direktem Weg zu seinem Hundeführer laufen.

1.3 Ausgeben von Spielzeug oder Futter

Der Hund soll seinem Hundeführer freiwillig und ohne Anwendung von Zwang alles ausgeben, was der Hund im Maul hat. Dies wird mit einem Spielzeug oder Futter abgeprüft.

1.4 Reaktion auf Umweltreize

Neben dem Hund fällt ohne Vorwarnung ein Gegenstand, Spielzeug oder Futter zu Boden. Der Hund darf darauf reagieren, jedoch kein Angst- oder Meideverhalten zeigen und sollte sich nach kurzer Zeit wieder entspannen.

2 Verhalten gegenüber Artgenossen

Für die Ausbildungen zum Besuchshund und Therapiebegleithund wird eine gute Sozialisierung zu Artgenossen vorausgesetzt. Der Hundeführer soll die Individualdistanz seines Hundes kennen und beachten. Hierfür läuft der Hundeführer mit seinem Hund einen Parcours in Anwesenheit fremder Hunde ab. Der Hund darf dabei kein aggressives oder provozierendes Verhalten zeigen und soll jederzeit von seinem Hundeführer ansprechbar sein.

3 Verhalten gegenüber Menschen

3.1 Begrüßung Mensch

Eine fremde Person (Mann und Frau) nähert sich dem Hundeführer und begrüßt diesen mit einem Handschlag. Der Hund soll in dieser Situation ruhig und entspannt bleiben und vorerst keinen Kontakt zur fremden Person suchen.

3.2 Begrüßung Hund

Eine fremde Person (Mann und Frau) nähert sich dem Hund und begrüßt diesen sowohl in aufrechter als auch in hockender Position. Der Hund darf Kontakt zum fremden Menschen aufnehmen, diesen jedoch nicht anspringen oder bedrängen. Ebenso darf der Hund keine der folgenden Verhaltensweisen zeigen:

  •  Angst- oder Meideverhalten, wie z.B. Verstecken oder Flüchten
  •  Erstarren
  •  Fixieren
  •  Knurren
  •  Nase kräuseln
  •  Lefzen anheben und Zähne zeigen
  •  Bellen
  •  Abschnappen

Wenn der Hund deutliche Stressanzeichen zeigt, liegt es im Ermessen des Hundeführers diese Übung auch abzubrechen.

3.3 Kontakt zu fremden Menschen

Der Hund darf nach Freigabe durch seinen Hundeführer Kontakt zu einem fremden Menschen aufnehmen, diesen jedoch nicht anspringen oder bedrängen. Der Hundeführer darf seinen Hund verbal und nonverbal dazu motivieren, Kontakt zur fremden Person aufzunehmen. Der Hund darf diesen Kontakt von sich aus abbrechen. Sollte der Hund Distanz in Form von

  •  Angst- oder Meideverhalten,
  •  Erstarren,
  •  Fixieren,
  •  Knurren,
  •  Nase kräuseln,
  •  Lefzen anheben und Zähne zeigen,
  •  Bellen, oder
  •  Abschnappen

suchen, wird die Übung beendet. Der Hundeführer darf die Situation jederzeit selbstständig beenden, sollte der Hund Stressanzeichen zeigen.

3.4 Futter von der Hand nehmen

Der Hund soll von einer fremden Person gefüttert werden. Die fremde Person bietet dem Hund dabei einmal auf der flachen Hand und einmal mit den Fingern Futter an. Der Hund darf das Futtermittel vorsichtig nehmen, jedoch nicht danach schnappen. Der Hund soll dabei nicht mit der Pfote oder durch Bedrängen nach dem Futtermittel betteln.

In einem zweiten Durchgang wird dem Hund ein Futtermittel gezeigt, das sich in einer geschlossenen Hand befindet. Der Hund darf nicht mit der Pfote, Zähnen oder durch Bedrängen danach Betteln, sondern soll abwarten, bis er das Futtermittel von der fremden Person bekommt. Der Hundeführer darf seinen Hund zu jeder Zeit verbal wie auch nonverbal zur Zurückhaltung auffordern.

3.5 Kontakt zu Menschen mit Gehhilfen

Menschen mit unterschiedlichen Gehhilfen (Rollstuhl, Rollator, Krücken, Gehstock) werden versuchen den Hund abzurufen und zum Hochspringen zu animieren. Der Hundeführer darf verbal und nonverbal auf den Hund einwirken, jedoch nicht mit Leckerchen oder Spielzeug ablenken.

Der Hund darf sich von sich aus abwenden und die Situation verlassen, jedoch kein Meideverhalten zeigen.

3.6 Annähern mit Bedrängen

Ein fremder Mensch nähert sich dem Hund und unterschreitet dessen Individualdistanz. Folgende Situationen sollte der Hund aushalten:

  •  Ansprache durch fremde Menschen mit Bedrängen
  •  Fremde Menschen beugen sich über den Hund
  •  Fremde Menschen gehen vor dem Hund in die Hocke und bedrängen ihn

Der Hund darf diesen Kontakt von sich aus abbrechen. Sollte der Hund Distanz in Form von

  •  Angst- oder Meideverhalten,
  •  Erstarren,
  •  Fixieren,
  •  Knurren,
  •  Nase kräuseln,
  •  Lefzen anheben und Zähne zeigen,
  •  Bellen, oder
  •  Abschnappen

suchen, wird die Übung beendet. Der Hundeführer darf die Situation jederzeit selbstständig beenden, sollte der Hund Stressanzeichen zeigen.

3.7 Annähern mit Berühren

Ein fremder Mensch nähert sich dem Hund und unterschreitet dessen Individualdistanz. Folgende Situationen sollte der Hund aushalten:

  •  Berührung des Hundes am Rücken in der Bewegung und in stationärer Position (Stehen, Sitzen, Liegen)
  •  Berührung des Hundes mit dem Fuß

Der Hund darf diesen Kontakt von sich aus abbrechen. Sollte der Hund Distanz in Form von

  •  Angst- oder Meideverhalten,
  •  Erstarren,
  •  Fixieren,
  •  Knurren,
  •  Nase kräuseln,
  •  Lefzen anheben und Zähne zeigen,
  •  Bellen, oder
  •  Abschnappen

suchen, wird die Übung beendet. Der Hundeführer darf die Situation jederzeit selbstständig beenden, sollte der Hund Stressanzeichen zeigen.

3.8 Übersteigen

Ein Übungsleiter wird den Hund im LIegen übersteigen. Der Hund sieht diesen Menschen auf sich zukommen, darf dabei nicht aufstehen oder den Menschen anspringen und ihn so in Gefahr durch einen Sturz bringen. Der Hund darf sich der Sitaution entziehen, jedoch kein Meideverhalten zeigen. In einem weiteren Durchgang berührt der Übungsleiter den Hund leicht mit dem Fuß.

Sollte der Hund Distanz in Form von

  •  Angst- oder Meideverhalten,
  •  Erstarren,
  •  Fixieren,
  •  Knurren,
  •  Nase kräuseln,
  •  Lefzen anheben und Zähne zeigen,
  •  Bellen, oder
  •  Abschnappen

suchen, wird die Übung beendet. Der Hundeführer darf die Situation jederzeit selbstständig beenden, sollte der Hund Stressanzeichen zeigen.

Wie wird gewertet?

Neben der Umsetzung der jeweiligen Übungen, werden folgende Punkte mit in die Bewertung einfließen:

  •  Ist der Hundeführer vorbereitet?
  •  Wirkt das Mensch-Hund-Team eingespielt, sicher und harmonisch?
  •  Kommunizieren Mensch und Hund verbal wie auch nonverbal erfolgreich, harmonisch und sicher?
  •  Korrigiert der Mensch seinen Hund häufig durch die Leine oder mit Futtermitteln?
  •  Kann der Hundeführer seinen Hund motivieren?
  •  Zeigt der Hund Freude an der Arbeit mit seinem Menschen und reagiert auf dessen Signale?
  •  Achtet der Hundeführer zu jeder Zeit auf das Wohl des Tieres?
  •  Zeigt sich der Hundeführer im Umganz mit anderen Menschen, Kollegen und Hilfspersonen stets freundlich, respekt- und rücksichtsvoll?

Hinweise

  •  Kleine Hunde dürfen nur nach Absprache vom Hundeführer angehoben werden um gegebenenfalls an einen Menschen herangeführt zu werden. Es wäre wünschenswert, wenn der Hundeführer ein geeignetes Hilfsmittel für seinen kleinen Hund mitführt.
  •  Sogenannte Qualzuchten (gemäß § 11 TierSchG) können aufgrund ihrer gesundheitlichen Einschränkungen nicht an der Ausbildung teilnehmen.
  •  Bei sogenannten Listenhunden ist die Vorlage der bestandenen Wesenstest erforderlich.